Workshop „Realitätsnahe Hörumgebungen für die Audiologie - Multidisziplinäre wissenschaftliche Diskussionssitzung“

Im Rahmen der 46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) fand am 09. und 10.09.2015  der Workshop „Realitätsnahe Hörumgebungen  für die Audiologie - Multidisziplinäre wissenschaftliche Diskussionssitzung“ in Marburg statt. Er wurde in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „AUDIOLOGIE“ der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP), Fachausschuss „HÖRAKUSTIK“ der Deutschen Gesellschaft für Akustik (DEGA) und  dem Fachausschuss „AUDIOMETRIE UND QUALITÄTSSICHERUNG“ der Deutschen Gesellschaft für Audiologie (DGA) organisiert. Veranstaltet wurde die Sitzung von der ITG (Informationstechnische Gesells. im VDE), Fachgruppe 4.2.1 „Audiologische Akustik“.

Das Programm wurde von Wolfgang Döring, Ulrich Hoppe und Bernhard Seeber organisiert.

In der Sitzung wurden verschiedene Verfahren für die Erzeugung realitätsnaher Hörumgebung diskutiert. Sascha Spors aus Rostock berichtete über die Grenzen und Anwendbarkeit der Wellenfeldsynthese und Ambisonics. Kritisch setzte sich auch Matthias Frank von der Uni Graz mit dem Thema Ambisonics auseinander. Giso Grimm berichtete über den Oldenburger Ansatz zur Erzeugung virtueller akustischer Umgebungen.

Zum neuen MPEG-H Standard referierte Thomas Sporer vom Fraunhofer IDMT aus Ilmenau. Piotr Majdak aus Wien zeigte Ergebnisse mit Normalhörenden und Hörgeschädigten in Bezug auf die Lokalisation von Schallquellen mit Virtual Reality (VR). Von der RWTH Aachen berichtete Lukas Aspöck über die Echtzeit-Simulation und –Wiedergabe mit einem binauralen Ansatz und erläuterte die technischen Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens.

Am nächsten Tag folgten mehr anwendungsbezogene Vorträge. Zu alltäglichen Hörumgebungen und einer Studie dazu referierte Inga Holube von der Jade Hochschule Oldenburg. Über die Anwendung realitätsnaher virtueller Hörumgebungen in der audiologischen Forschung berichtete Bernhard Seeber von der TU München. Zuletzt folgten zwei Beiträge zu Sprachaudiometrie bzw. Sprachverständlichkeitsmodellierung mit virtueller Akustik von Tobias Weißgerber aus Frankfurt am Main und Christopher Hauth aus Oldenburg.

Die Beiträge zeigten, dass zurzeit kein Verfahren bei der Erzeugung und Wiedergabe von virtuellen akustischen Szenen existiert, das uneingeschränkt für die Nutzung mit Hörgeräten oder CochleaImplantaten geeignet ist. Die diskutierten Verfahren (Wellenfeldsynthese, Ambisonics, Cross Talk Cancellation, Binauraltechnik) bieten jeweils Vor- und Nachteile für die Simulation spezieller Hörsituationen. In der Diskussion mit den ca. 40 Teilnehmern dieses Workshops zeigte sich, dass noch viele Fragen hinsichtlich der Anwendbarkeit und Evaluierung der gezeigten Systeme offen sind.

 

(Janina Fels und Wolfgang H. Döring)